Liebe Freunde und Genossen
, in der Anlage einige kopierte Dokumente zur Gründung
der "Sozialistischen Gruppe kleine Hochstraße „ im Club
Voltaire. Ansonsten noch ein kurzes Anschreiben zu
meiner Person . Martin Krämer von der Gewerkschaft IG
Metall mit dem ich während des Erinnerungsabend an Kurt
Trautmann im „ Voltaire“ speziell über die Zeit Mai 1968
— bis Mitte 70 Iger Jahre gesprochen habe ist auch im
Verteiler.
Ich werde über meine
persönlichen Erinnerungen ,an meine fünf Jahre Mitarbeit
auch bald noch etwas zusammenhängendes schreiben.
Wichtig ist natürlich das auch möglich viel visuelles
Material wie die Plakate vom SDS "alle reden vom Wetter“
wir nicht oder das MAO Tse Tung Plakat :: „ Laßt Mai
Tse Tungs Ideen bei allem das Oberkommando führen::
Ichhabe die zwei Bände „
MAO- Tse - Tung Ausgewählte Werke noch Original vergilbt
aus Peking im Libresso erworben. — Ich habe außerdem die Kultfilme von Jean Luc Goddard::
Zur Person
Wolfgang Jantz
Ich bin im
Bombenkrieg im Februar 1944 geboren und habe mein
ersten Erinnerungen an einen großen Dachboden in
Lübeck- in der Hüxstrasse 13 - der das zuhause von
ca 40 Flüchtlingen aus dem Osten war . Meine Mutter
starb Mitte 1945 , mein Vater wurde von den
Alliierten verhaftet und ich wuchs mit der Oma auf
-. Ich hatte oft Hunger und oft auch Keine
Schuhe.—Ich brauche keinen Nachhilfeunterricht in
Sachen Faschismus. — Ich war , nach meiner
Bundeswehrzeit, ab Mai 68 im Club Voltaire , durch
einen Tip von einem anderen Soldaten der Im VVN
war. Sehr
schnell habe ich auch im Voltaire mitgearbeitet
- zwei Jahre auch
Hauptamtlich . Gewohnt habe ich
in wechselnden Wohnungen , die meiste Zeit in einer
WG, zusammen mit GenosseInnen des "Kommunistischen Arbeiterbund Marxisten
Leninisten ( Revolutionärer Weg) später KABD , Kommunistischer
Arbeiterbund Deutschlands .
Logischerweise war
das Libresso am Opernplatz - die erste Mischung aus
Büchern und Expresso — der literarische Anlaufpunkt
des nicht universitätsgebundenen Teil der 68 Iger
Aufbruchsbewegung. Ich war ja gelernter
Fernmeldemonteur und konnte mit Hans
Jürgen Krahl und Peter Milger theoretisch nur
langsam mithalten. Daher war der Kauf der
zweibändigen Paperbacks von. :: "Mao Tse Tung´s ::
Gesammelte Werke", Pflichtlektüre. Im Club ging es
auch zeitweise auch ziemlich maoistisch zu und in
der Küche über der Wendeltreppe die dann hinter die
Theke führte hing ein grosses Plakat mit dem Text:: "Laßt Mao´s Tse Tung Ideen bei allem das
Oberkommando führen“ Wir waren insgesamt sehr maoistisch
orientiert : Der Spruch non Mao Tse Tung :: "Laßt tausend bunte Blumen Blühen ,
Laßt tausend Ideen miteinander wetteifern“ war in
aller Munde. . Etwas
weiter im Nebenraum hing ein großes Leninplakat
unter dem unserer führender Genosse Hainer
Halberstadt sich
manchmal in den Vormittagsstunden etwas zur Ruhe
legte, sich von den Kämpfen der Nacht erholte,
während ich , inzwischen als Allianz Versicherungs
Mitarbeiter im Außendienst meine Dienstzeit bei der
Allianz missbrauchte, in dem ich im Erdgeschoss des
Club Voltaire´s die Lieferungen von Cola,
Lebensmittel , und dem berühmt berüchtigten
"Löwenhof das Fernsehbier“ annahm— ein grausames
Getränk. Aber wir waren ja nicht wegen der
Bierqualität im Voltaire, auch wenn man nicht sagen
konnte , dass wir überzeugte Marxisten -
Leninisten waren . Maskulin Feminin oder :: Die Kinder
von Marx und Coca Cola . So
schilderte der berühmte Filmregisseur Jean
Luc Godard in seinem Film unsere Situation.
Auch „ La Chinoise „ zielt in dieselbe Richtung . Eine
Jugend , die din der einen Weltanschauung abgefahren
und in der anderen noch nicht angekommen ist . Wir
befanden uns in dem Spagat zwischen der real
existierenden Sozialen Markwirtschaft , dem Real
existierenden Sozialismus in der DDR und den nach und
nach aus kleinen Gruppen heraus entstehenden neuen
Maoistischen, troskistischen , Posadistischen
Parteien . Sie alle hatten Zeitungen, die in Club
Voltaire aushingen ca. 20. Die Stärkste Gruppe war der
Maoistisch orientierte Kommunistische Bund
Westdeutschlands. KBW. Eine straforganisierte
Kaderorganisation, die in der Mainzer Landstraße 147
ein ganzes Gebäude für Millionenbeträge
kaufte . Eine riesige Überwachungskamera schon am
Eingang zeigte die Grundeinstellung dieser Partei die
nicht zur Außerparlamentarischen Bewegung gehörten.
Spätere prominente Kandidaten der SPD ( ULLA Schmidt )
und Bütikofer von den Grünen waren vorher auch
Kandidaten des maoistischen KBW.
Wir Im Voltaire gründeten wir die SOZ
Gruppe kleine Hochstrasse , brachten Voltaire Press
heraus und im Zweiten Stock drehte sich unermüdlich
das Hektrographiergerät und produzierte Flugblättern
mit eng geschriebenen Texten, die für die Menschen da
draußen , meistens so wie ich, nicht Akademiker, nur
schwer verständlich waren. Es gab auch Free Jazz auf
dem Albhorn, und es entwickelte sich ein
Meinungsspektrum das zu der späteren
Bürgerkriegsähnlichen Situation in der BRD seinen
Beitrag leistete . Dirk Hoff , der die Baby Bombe
baute und auch Gudrun Enßlin und Andreas Baader waren
oft im Voltaire , bevor nach ihnen gefahndet wurde. Zu
Dierk Hoff gab es später noch Kontakt über seine
amerikanische Freundin, die ihn später, oft auch
nach Feierabend mit Schnaps versorgte . Die Nerven
lagen im Untergrund verständlicherweise blank . Die
meisten waren doch sehr zögerlich bei dem Weg in den
bewaffneten Untergrundkampf zu gehen, obwohl wir oft
persönlich von anderen Gästen im Voltaire dazu
aufgefordert wurden. Wir diskutierten das in unseren
WG´s . Die meisten waren aber auch einmütig bereit im
Sinne von Mao Tse Tung :: das Wasser darzustellen, in
dem der Revolutionär schwimmt . MAO Tse Tung :: "Der
Revolutionär schwimmt im Volk wie der Fisch im
Wasser.“
In den meisten WG´s war ein
Kommen und Gehen und es war unklar wer genau dort
eigentlich wohnte. Ein zeitweises Untertauchen war
jederzeit möglich . Für Wasser , Strom , Telefon
und auch für das Mieten der Wohnung war jeweils ein
anderer Name eingetragen. Das führte dann zur
Rasterfahndung und der juristischen Neuschöpfung :
Kriminelle Vereinigung …….
Bis dann
Auch weiterhin
Bon Courage
Wolfgang Jantz
Anfang der weitergeleiteten
Nachricht:
Betreff: Club Voltaire
Datum: 23. Dezember 2021 um 11:10:00 MEZ
Hallo
Martin,
In
der Anlage Das Gründungsdokument der „ SOZ
Gruppe Kleine Hochstraße „ die im Keller
von Rudi Kraus wieder aufgeraucht sind.
Ich
war ja damals auch dabei- Insgesamt wäre
es vielleicht interessant wenn eine
Sammlung von den verschiednen Erinnerungen
an jene Zeit vorgetragen wird
Ein
Vortrag nur von einem ist vielleicht doch
zu einseitig . Ich kann jedenfalls
zwischen den Jahren etwas schreiben. ———
Ihr
macht , oder habt gemacht, die
Büchersammlung von Kurt Trautmann zu
verteilen. . Wann trefft ihr Euch. -.?
Falls das Buch „ der totale Notstands
Staat auftaucht
Wäre
ich daran interessiert.
Bis
dann
Bon
Courage
Wolfgang

Hallo Martin,